Stärken fördern, Schwächen managen

Stärken stärken, Schwächen managen

In meiner Coaching-Praxis erlebe ich immer wieder, dass viele Frauen kein Gefühl für ihre eigenen Stärken haben. Ich kann das gut nachempfinden. Unsere Gesellschaft macht es Menschen und insbesondere Frauen nicht leicht, ihre Stärken zu erkennen, sie anzunehmen und auch noch selbstbewusst darüber zu sprechen.

Was sind eigentlich deine Stärken? Worin bist du richtig gut? Was kannst du besser als andere?

 

Das kannst du besser!

Schon als Kind und spätestens in der Schule haben wir gelernt, gezielt darauf zu schauen, was wir alles nicht können. Vieles davon geschieht vielleicht in bester Absicht. Wie sollen Kinder denn aus ihren Fehlern lernen, wenn sie niemand darauf hinweist?

So haben wir uns als Kinder bereits eine ziemlich einseitige Brille aufsetzen lassen. Eine Brille, die unsere Schwächen, Fehler und Unzulänglichkeiten wie durch ein Lupenglas vergrößert, und unsere Stärken damit immer weiter aus dem Fokus drängt.

Was bleibt, sind ständige Zweifel und ein geringes Selbstwertgefühl, das sich verdammt hartnäckig hält – meist bis ins hohe Erwachsenenalter.

 

Arbeite an deinen Stärken statt an deinen Schwächen

Stell dir vor, du ziehst zwei Tomatenpflänzchen heran (wie oft ich mich schon daran versucht habe). Ein Pflänzchen wächst stark und hoch und schlägt Trieb um Trieb aus. Das andere bleibt klein und wirkt schwächlich und dünn. In welches solltest du deine Zeit und Energie investieren, um am Ende den größten Ertrag zu ernten?

Damit will ich sagen: Hör auf, dich zu sehr mit deinen Schwächen zu beschäftigen. Arbeite stattdessen bewusst mit deinen Stärken. Tu das, was dir liegt, worin du gut bist, was dir Freude und Erfüllung bringt. Und gesteh dir ein, worin du nicht so gut bist, was dir mehr Kraft raubt, als es Energie bringt.

Schau, wer statt dir diese Aufgaben besser erledigen kann. Gibt es jemanden in deinem Team, in deinem Umfeld, der manche Dinge besser kann als du und diese vielleicht sogar gern macht?

In meiner Coaching-Ausbildung bei Monika Scheddin durfte ich mal 77 Stärken über mich auf ein Blatt Papier schreiben. Das war schon eine richtig schwierige Übung. Irgendwann fiel mir wirklich nichts mehr ein. Dennoch ist die Übung richtig und wichtig!

  • Wie sollen wir unsere Stärken nutzen, wenn wir sie noch nie bewusst artikuliert haben?
  • Was sind die Fähigkeiten, mit denen wir den größten Hebel haben?
  • Wonach entscheiden wir, welche Fähigkeiten wir am besten weiterentwickeln sollten?

Schau ganz bewusst in dich hinein, geh auf innere Entdeckungsreise und finde heraus, welche Eigenschaften und Fähigkeiten dich am meisten voranbringen.

  • Das sind Stärken, die du seit deiner Kindheit in dir trägst.
  • Stärken, die du im Laufe deines Lebens entwickelt und kultiviert hast.
  • Aber auch Stärken, von denen du vielleicht noch gar nicht wusstest, dass du sie hast.

In 5 Schritten zu deinen Stärken finden

1 – Starte in deiner Kindheit

Mit meinen Coachees setze ich gern in der Zeit an, in der ihr Selbstverständnis entstanden ist darüber, was sie gut oder schlecht können – in der Kindheit. Folgende Fragen helfen bei dieser ersten Zeitreise:

  • Was war damals als Kind schon deine Superkraft?
  • Welche Comic-Figur hast du verehrt und warum?
  • Bei welcher Tätigkeit konntest du komplett versinken und dabei Raum und Zeit vergessen?

Geh zurück in deine Kindheit und frag mal deine Mutter oder deinen Vater, was du damals als Kind schon so richtig gut konntest und gern gemacht hast.

2 – Sammle erste Stärken

Nimm dir eine halbe Stunde Zeit und mach dir mal ganz bewusst Gedanken darüber, was du richtig gut kannst.

  • Was fällt dir leicht? Was kannst du aus dem Ärmel schütteln, ohne darüber nachdenken zu müssen? Wobei kommst du in den Flow?
  • Was erledigst du zuerst auf deiner To-Do-Liste?
  • Was oder welchem Thema widmest du deine freie Zeit am liebsten, ganz ohne Bezahlung?
  • Worüber kannst du stundenlang mit echtem Enthusiasmus sprechen? Was sind die Momente, in denen du Gänsehaut bekommst, wenn du darüber sprichst?
  • Was sind die Dinge, bei denen du sagen kannst: „Ich liebe es zu….“ oder „Es ist einfach toll, wenn….

3 – Hol dir den Blick von außen

Werde zur Reporterin in eigener Sache: Frag deine Freunde, deinen Mann, deine ehemaligen Kolleg:innen um Feedback:

  • Für was stehe ich?
  • Was verbindest du mit mir?
  • Was kann ich gut?
  • Wie hast du mich erlebt? Auch in schwierigen Situationen?
  • Was ist mein Alleinstellungsmerkmal?
  • Du wirst erstaunt sein, was dabei herauskommt!

4 – Lass dich professionell unterstützen

Suche dir eine:n Mentor:in oder eine:n Coach:in und lass dir gute Fragen stellen, die deine Superpower ans Tageslicht bringen!

5 – Artikuliere deine 77 Stärken

Nimm dir zum Schluss ein Blatt Papier und schreibe 77 Stärken auf. Du wirst erstaunt sein, bei wie vielen Dingen du voller Überzeugung sagen kannst: Ja, das kann ich! Genau hier liegt mein Talent. Das ist meine Leidenschaft.

Diese Übung ist sehr kraftvoll, glaub mir! Und wer weiß: Vielleicht ist sie der Anfang eines neuen Kapitels in deinem beruflichen und privaten Leben. Ein Kapitel, in dem du mit deinen Stärken und Leidenschaften arbeitest. Ein Kapitel, in dem du wieder ein Stück näher zu dir selbst findest. Ein Kapitel, das sich gut und richtig anfühlt.

Viel Freude bei deiner Entdeckungsreise!

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