Bist du auch eine Kümmerin?
Jemand, der sich gerne und ständig um andere kümmert und die eigene Selbstfürsorge eher hinten anstellt? Natürlich unterstützt du deinen Partner, wenn er gerade eine besonders anstrengende Phase im Job hat. Klar baust du deine Freundin seelisch auf, die in einem wiederkehrenden Beziehungstief steckt. Sicher machst du neben deinem Tagesgeschäft auch noch die neue Präsentation für deinen Chef – es kann ja sonst niemand machen. Freitagabend noch schnell einkaufen und Samstagfrüh klar Schiff machen zuhause, weil sich die liebe Verwandtschaft eingeladen hat. Mal ehrlich: Selbstfürsorge sieht anders aus.
Manchmal überkommt dich das leise Bedürfnis, einfach mal die Füße hochzulegen und nur auf dich zu achten. Endlich mal Nein zu sagen, wenn Chef oder Kolleginnen mit einem dringenden Anliegen zu dir kommen. Essen zu bestellen, statt stundenlang selbst in der Küche zu stehen. Was wäre, wenn du diesen Bedürfnissen einfach mal nachgehst und genauso für dich sorgst wie für die anderen?
Selbstfürsorge: Liebe Seele, was brauchst du?
Der US-Psychologe Marshall B. Rosenberg hat mich vor ein paar Jahren aus diesem Hamsterrad wachgerüttelt.
“Wenn wir unsere Bedürfnisse nicht ernst nehmen, tun andere es auch nicht.”
Im Coaching erlebe ich es immer wieder, dass viele Frauen ganz wenig Kontakt zu ihren Bedürfnissen haben. Dabei steuern Bedürfnisse unser Denken, Fühlen und Handeln. Ich spreche jetzt weniger von den lebensnotwendigen Bedürfnissen wie essen, trinken und schlafen. Diese körperlichen Bedürfnisse lassen sich nicht lange unterdrücken.
Ich spreche von psychischen und emotionalen Grundbedürfnissen, die teils tief im Unterbewusstsein schlummern. Solche Grundbedürfnisse sind zum Beispiel, geliebt zu werden und zu lieben, sich sicher und geborgen zu fühlen, anerkannt zu werden und Erfolg zu haben, Verbundenheit und Zugehörigkeit zu spüren und in Freiheit und Selbstbestimmung zu leben.
Wenn diese seelischen Grundbedürfnisse über einen längeren Zeitraum nicht erfüllt werden, entsteht ein Mangel – das Gefühl, dass uns etwas Wesentliches fehlt. Dieser Mangel ist oft gar nicht leicht festzumachen. Es ist ein unterschwelliges Gefühl, dass irgendetwas nicht in Ordnung ist. Die Auswirkungen davon, wenn wir diese Bedürfnisse über längere Zeit ignorieren, sind ganz konkret spürbar. Sie zeigen sich in zunehmendem Frust, chronischer Unzufriedenheit, häufigeren Konflikten, gegenseitigen Schuldzuweisungen bis hin zu körperlichen Symptomen wie Stress, einem angeschlagenen Immunsystem, Schlafproblemen und Krankheit.
Im Begriff Selbstfürsorge steckt schon drin, worum es geht: gut für sich selbst sorgen. Genau hinschauen, was die eigenen Bedürfnisse sind. Das sagt sich leichter, als getan. Im Alltag sind wir zu 90 Prozent auf Autopilot unterwegs. Quasi wie ferngesteuert arbeiten wir die To-do-Listen des Alltags ab, ohne groß darüber nachzudenken, was wir selbst eigentlich gerade brauchen.
Ich zeige dir eine schöne Gedankenübung, wie du deine seelischen Bedürfnisse erkennst, damit du innerlich glücklicher, erfüllter und im Einklang mit mir selbst leben kannst.
Werde dein Bedürfnis-Detektiv!
- Gehe in dich und überlege dir: „Was sind meine Bedürfnisse?“ Solltest du im Nebel stochern, gibt es im Internet viele Listen, in denen Bedürfnisse aufgelistet werden.
- Notiere dir deine 5 wichtigsten Bedürfnisse.
- Betrachte nun diese 5 Bedürfnisse und überlege auf einer Skala von 1 (gar nicht erfüllt) bis 10 (voll erfüllt): Wo stehst du mit diesem Bedürfnis? Notiere Dir: Was brauchst du, um dieses Bedürfnis in der Skala weiter nach oben zu bringen? Was kannst du ganz konkret dafür tun – oder eben nicht mehr tun?
- Gewöhne dir an, vor Entscheidungen einen Blick auf deine Bedürfnisskala zu werfen. Überlege dir: Wie wirkt sich diese Entscheidung auf meine eigenen Bedürfnisse aus? Und was bedeutet das für meine Entscheidung?
- Weihe deine engsten FreundInnen und Familienangehörigen ein und bitte sie, dich immer mal wieder liebevoll anzustupsen, wenn du deine Bedürfnisse aus den Augen verlierst!
Aus eigener Erfahrung weiß ich, was es mit einem macht, wenn wir unsere Bedürfnisse nicht ernst nehmen. Auf Dauer kann das krank machen. Seitdem ich mir selbst erlaube, meine Bedürfnisse ernst zu nehmen, sie ganz bewusst in mein Leben zu lassen und darauf zu achten, sie zu erfüllen, geht es mir besser und es ist vieles leichter geworden. Lass dich gern unterstützen, wenn du spürst, das könnte ein Thema für dich sein! Werde aktiv und stehe für deine Bedürfnisse ein.
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